Roman Schweidlenka

Esoterische Ufologie und ihre rechtsextreme Schlagseite

Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs mehren sich die Berichte über sogenannte "UFO-Sichtungen". Nicht identifizierbare Flugobjekte regten und regen immer wieder die Phantasie vieler Menschen in aller Welt an.

Zusätzlich wurden die UFO-Berichte mit spirituellen Lehren und esoterischen Heilsversprechungen verbunden. Es entstand eine eigene Richtung des Okkultismus, die meist als esoterische Ufologie bezeichnet wird.

Diese neue Lehre geht davon aus, daß auf anderen Planeten Wesen existieren, die einen "höheren Grad" auf der Leiter der kosmischen Evolution einnehmen. Sie stehen den Menschen als spirituelle Lehrer zur Verfügung - gerade jetzt, in der Wendezeit zum Wassermannzeitalter, in der wir heute laut den Aussagen vieler esoterischer Schulen leben. In der angeblich schon bald stattfindenden Zeit der Apokalypse werden UFOs jene Menschen mit an Bord nehmen, die den spirituellen Weg eingeschlagen haben. Den anderen Vertretern der Gattung homo sapiens wird meist ein recht unerfreuliches Schicksal prophezeit: Sie kommen auf die eine oder andere Art um. Die Geretteten hingegen werden auf andere Planeten gebracht werden oder nach einiger Zeit auf eine neue, von allen Umweltgiften gereinigte Erde zurückkehren. Dort werden sie ganzheitliche Kulturen errichten und ein neues Goldenes Zeitalter genießen.

Gelehrt wird von den ALIENS so ziemlich alles: Neben durchaus emanzipativen Ansätzen, wie z.B. bei dem Medium Gloria Lee, herrschen hierarchische, konservative, ja vielfach reaktionäre Weltbilder vor, die oft von einer verstaubt wirkenden christlich-puritanischen Moralvorstellung ausgehen. Unschwer läßt sich erkennen, daß hier verschiedene persönliche Wunschvorstellungen und Werte auf eine große kosmische Bruderschaft projiziert werden. Bedenklich daran ist vor allem der blinde Glaube, mit dem viele Menschen den angeblichen Botschaften aus dem All vertrauen.

Die größte UFO-Begeisterung kann in den USA geortet werden, wo das moderne Phänomen auch 1945 seinen Anfang nahm. Dort schwörten bereits Anfang der achtziger Jahre 15 Millionen Amerikaner, den Außerirdischen leibhaftig begegnet zu sein. Weltweit wurden gegen Ende der achtziger Jahre über 120 Millionen Bücher mit esoterisch-ufologischen Inhalten verkauft. Der Trend erreichte auch Deutschland, 1997 waren bereits 23% der Deutschen überzeugt, daß die ALIENS mitten unter uns weilen. Eine Erhebung des Bielefelder Meinungsforschungsinstitutes Emnid gab sogar 29% an. Die jungen Deutschen zwischen 14 und 29 Jahren glauben bereits zu 47% daran. (Esotera 10/97, S.11)

Massiv setzte sich das UFO-Fieber in Rußland nach dem Zusammenbruch des Kommunismus fort. Im Sommer 1997 erfasste auch Israel eine wahre UFO-Welle. Die Tageszeitungen waren voll mit Berichten über UFO-Sichtungen, das israelische Fernsehen stellte in einer Umfrage fest, daß jeder zweite Bewohner des Landes von der Existenz außerirdischer Wesen überzeugt war. (Esotera 9/97. S.4) Es gibt wohl kaum ein Land der Welt, in dem die Beschäftigung mit den geheimnisvollen Flugscheiben keine zunehmende Interessentenschar findet.

In den letzten Jahren hat sich der UFO-Boom explosionsartig ausgebreitet. Fernsehserien wie "Akte X" wirken da als Motor. Auch etablierte Verlage, wie LANGEN MÜLLER, dem immer wieder eine extreme Rechtslastigkeit nachgewiesen wurde, hat die Alienwelle erfasst: Die entsprechendne Bücher dieses Verlagshauses, verfasst von den Autoren Andreas von Retyi ("Das Alien Imperium") und J.Koch/H.J. Kyborg ("Die Antwort des Orion") schienen 1997 auf der Hitliste des deutschen "UFO-Kuries" (Nr. 31/97, S.49) auf. Auch in den großen Buchversandhäusern, wie z.B. bei A&M (Salzburg), fehlt Ufologisches nicht im Programm. (A&M-Versandkat. 7/97, S.132)

Bedenklich wird die esoterische Ufologie dort, wo sie sich mit lebensverachtenden, rassistischen oder gar neofaschistischen bzw. nationalsozialistischen Ideologien verbündet: Aliens lehren z.B. die "Protokolle der Weisen von Zion" oder andere antisemitische Ideologien. Solch lebensverachtende, unmenschliche Ansichten dichtete z.B. die amerikanische "Kontaktlerin" Helen I. Hoag ihren "Übermenschen der Rasse der Ganymeder" an. Diese teilten über ihr Medium Hoag bezüglich verhungernder Kinder in Afrika mit:

"Der Hunger ist nämlich karmisch verursacht und die "verhungernden" Menschen gleichen nur ihr Karma aus ... So traurig es auch klingt: Es scheint so, als ob jedes Wesen einmal im Laufe seiner Aufwärtsentwicklung den Hunger kennenlernen muß ... Glauben Sie nicht, daß Millionen Dollar den in der Bibel prophezeiten Hunger stoppen können. Wenn er karmisch bedingt ist (und also Gottes Gesetzen entspricht), dann heißt das, daß gewisse Leute ihr Karma ausgleichen müssen, indem sie an Hunger sterben." (Kontaktberichte 2/85, S.13f)

Durchaus rassistisch sind die Botschaften, die der Schweizer Eduard Meier verbreitet. Sein ufologischer Künstlername ist "Billy". Er leitet das Semjase Silver Star Center in Hinterschmidrüti und betreibt die "Freie Interessensgemeinschaft für Grenz- und Geisteswissenschaften und Ufologiestudien". In den frühen achtziger Jahren tauchte sein Name vermehrt in der Szene auf. Sogar Shirley McLaine, die bekannte Schauspielerin mit esoterischem Sendungsbewußtsein, besuchte ihn. Bis heute kann Billy immer wieder auf sich aufmerksam machen. Nicht nur esoterische Medien widmen ihm so manchen Artikel.

Billy erhält seine fragwürdigen Weisheiten von einem sich Asket nennenden ALIEN und von der Lady Semjase, die angeblich von den Plejaden anreiste, um dem Eduard Meier Botschaften von "kosmischer Tragweite" zu vermitteln. Neben lustvoll anmutenden Schilderungen des Weltuntergangs und der Verdammnis der Ungläubigen ortet das Sternenmädchen auch die Urheber allen Übels für ihre Anhänger: Da ist einmal niemand Geringerer als der Papst, der als "Menschenversklaver, -folterer und schänder" bezeichnet wird, der "millionenfachen Tod" bringe und die Menschen durch Irrlehren in den Wahnsinn treibe. (Billy 1982, S.65, 126)

Schlimmer noch als die "Vatikan-Mafia" seien allerdings die Juden, die Billy als "Zigeuner" bezeichnet und als "abgestossener oder ausgeschlossener Abschaum" bewertet. Über die Juden läßt er seine Semjase philosophieren: "Insbesondere bestätigt sich nun auch, was seit altersher gesagt wurde, daß das israelische Volk niemals ein Volk war und sein wird, sondern daß es sich bei dieser Masse Menschen einzig und allein um eine riesenhafte Gruppe ausgearteter und teils gar verbrecherischer Elemente handelt, die Zeit ihres Bestehens auf der Erde nur Unfrieden, Falschheit und Krieg stiften. Hervorgegangen aus Ausgestossenen, weil sie sich in keine Ordnung einfügten und verbrecherisch waren, rotteten sie sich in alter Zeit zusammen und bildeten das Scheinvolk der Hebräer, der Zigeuner, die sich größenwahnsinnig und aus Selbstsucht und Egoismus ein auserlesenes Volk nannten, das über allen irdischen Völkern eine hocherhobene und beherrschende Stellung einnehmen sollte, Jahrtausende hinweg seine Ziele stets erreichte, jedoch immer nur durch Mord, Brandschatzung, Freundschaftsverrat und Intrigen usw., worin die Israelis, wie sie heute genannt werden, wahrliche Meister geworden sind, die nun sogar unter den Augen der Weltöffentlichkeit und gar unter deren Beifall schonungslos und ungehemmt die schlimmsten Verbrechen begehen dürfen." (Ebd. S.117f)

Da verwundert es wenig, daß Billys kosmische Kontaktpersonen das gesellschaftliche Heil in der Auflösung demokratischer Strukturen und im Erscheinen des "wahrheitlich guten" Führers sehen, der alle Anarchie und Verworfenheit mit gestrenger Autorität vernichten wird. (Ebd., passim)

Vermutlich bereitete es derart denkenden und fühlenden Menschen eine große Freude, als sie durch unter Ladentischen gehandelten Schriften erfuhren, daß Hitler und seine elitären SS-Getreuen noch in geheimen Verstecken leben sollen. Die Geschichte hört sich folgendermaßen an: Kurz vor Kriegsende flüchtete Hitler mit auserlesenen SS-Leuten in die Antarktis, wo er nunmehr über eine ansehnliche UFO-Flotte verfügt. Je nach Autor ist diese UFO-Armada das Produkt deutscher Technik oder das Geschenk freundlicher ALIENS. Wenn die "jüdische Weltverschwörung" den letzten Griff nach der Macht beginnen wird, wird Hitler mit seinen UFOs über die Erde segeln, die "Bösen" vernichten und das Tausendjährige Reich arischer Zucht und Ordnung errichten. Derartige Fantasyberichte haben sich in letzter Zeit überraschend vermehrt. Sie scheinen zu einem festen Bestandteil der Ideologie des okkult-rechtsextremen Lagers zu werden. Auch Jan van Helsing verbreitete derartige Science Fiction als Wahrheit, wie wir es in dem entsprechenden Kapitel ausführen.

Der Ahnherr derartiger phantastischer Geschichten nennt sich D.H. Haarmann, der sich u.a. auf Frau Blavatsky beruft. Seine Bücher erschienen im Hugin Verlag, der im deutschen Ort Wetter angesiedelt ist. Gleichzeitig engagierte sich der Autor für den inhaftierten Rudolf Heß und beteiligte sich an "Ausländer Raus!"-Initiativen. (Haarmann 1983, Materialien zum Hugin Verlag). Im Gegensatz zu dieser gängigen Version, die Hitler in geheimen Höhlen der Antarktis meditieren sieht, versetzten ihn die rechtsextremen, ariosophischen Gyfiliten in den Götterhimmel. Sie erwarten an den Externsteinen weniger eine Nazi-UFO-Flotte, sondern verbündete sechsfingrige Götter, die mit etwa 40 Drachenschiffen dort landen sollen. Dann werde die große Zeit der Gyfiliten und mit ihr die

Renaissance der Arier beginnen.

Wie bereits erwähnt hat sich der Mythos der Nazi-UFOs, vor allem durch das Wirken Helsings, einen festen Platz in einem Teil der esoterischen Szene erobert. Michael Hesemann, Herausgeber des ufologischen Magazins "2000", griff Helsing und verwandte Autoren immer wieder in seinem Magazin und seinem Buch "UFOs über Deutschland" an und stellte schockierte fest: "Leider sind etwa 50% der deutschen UFO-Szene mit dem "Helsing-Virus" infiziert." Der Mythos der Nazi-UFOs und der Helsingbücher war laut Hesemann "besorgniserregend erfolgreich". Und so kam es auch über die esoterische-ufologische Schiene zu einer Glorifizierung der Naziverbrecher und zu einer erneuten Hetze gegen das Judentum. (Brief Michael Hesemann an RS, 17.6.97) Verständlich, daß Helsing in seinen Büchern immer wieder gegen Hesemann wetterte und vor ihm warnte. Selbst Ashtar Sheran, beliebtester Außerirdischer der esoterischen Ufologen, wird trotz seiner blonden Haare und blauen Augen bei Helsing zu einer suspekten Persönlichkeit.

Dazu kamen entsprechende Nazi-UFO-Videos auf den Markt, die den Mythos verfestigen sollten: Gerd Burdes "UFOs - Geheimnisse des Dritten Reichs" und "UFOs - das Dritte Reich schlägt zurück", verfasst von Norbert Jürgen Ratthofer und Ralf Ettl. Die Rechte liegen bei einer ominösen Wiener "Tempelhofgesellschaft", hergestellt wurde das Machwerk bei "Abraxas", einem Filmstudio bei Wien. Kontakte liefen über die "Akademie der Sterngeborenen" in Kössen. Die Kontaktadressen, bei denen der Interessierte die Nazi-UFO-Videos kaufen kann, wechseln oft recht schnell. Eine zeitlang war es die "MGA Austria/ Royal Atlantis Film" im deutschen Chemnitz,

1995/96 schien sodann neben dem Damböck Versand, dem Andromeda Versand und der Herold Verlagsauslieferung (Oberhacking) der Sternentor Verlag im deutschen Gauting auf, der ab 1997 in Grassau zu finden war. (Infomaterialien der erwähnten Auslieferungen)

Bei einer derartigen Präsenz von Hitlers UFO-Mannen auf dem Markt ist es nicht erstaunlich, daß sich entsprechende Produkte überall ihren Platz erobern. So befinden sich im Versand des "UFO-Kuriers", Deutschlands monatlich erscheinendem UFO-Magazin, auch rechtsextreme UFO-Literatur bis hin zu einem Autor vom Schlag eines Werdenberg, der seine Endzeitprophezeiungen mit der Neugeburt eines Großdeutschen Reiches verknüpft. Der Versand wird über den Kopp Verlag abgewickelt, der im deutschen Rottenburg angesiedelt ist. (Versandkataloge des Kopp Verlags, 1997, Werbematerial zum UFO-Kurier, 1997).

In Ihrem Buch "UFOs im Dritten Reich" wirbt die Edition Pandora 1997 auch gleich für das Gesamtprogramm des Ewert Verlags. (Brief Christoph Trattnig an RS, 31.5.97). Weitaus umfangreicher im Spektrum ufologisch bzw. esoterisch-rechtsextremer Literatur beheimatet ist der Schweizer Buchversand Gauch-Keller & Co in Ostermundigen. Er ist nicht nur eng mit den in der esoterischen Szene seit 1997 relativ weitverbreiteten Endzeitprophezeiungen verbunden, die Reindjen Anselmi unter dem Titel "Der Lichtkörper" u.a. durch größere Inserate in esoterischen Magazinen verbreitet, sondern bietet auch Werke über Nazi-UFOs an. Dazu gesellt sich im

Angebot Elia der Prophet, der im Kapitel über die Weltverschwörungstheoretiker behandelt wird, Produkte des Ewert Verlags und der Edition Pandora sowie weit rechts stehende esoterische Autoren wie Keman, Bob Frissell und Dieter Rüggeberg. (Prospekt des Buchversands Gauch-Keller & Co., 1997).

Spitzenreiter freilich ist der Nürnberger ANDROMEDA VERSAND, der ja in enger Verbindung zum bedeutendsten deutschen okkulten Rechtsextremisten, Jan van Helsing, steht. In seiner Versandliste (Stand vom 18.10.1996) konnten wir allein 19 (!) Videos mit rechtsextrem-ufologischen Inhalten entdecken. Eng mit dem ANDROMEDA VERSAND verbunden ist der CCT-Verlag, der seit 1997 intensiv zu Themen der rechtsextremen esoterischen Ufologie und zu Weltverschwörungstheorien publiziert. Die ANDROMEDA-Buchhandlung importierte auch rechtsextreme UFO-Literatur in die Schweiz, wo sie auf ihrem Stand auf dem Schweizer UFO-Kongreß "Auf den Spuren der All-Mächtigen" (Zürich) 1996 zu finden war. (WOZ, 1.3.96)

Auch Michael Damböck, ein bekannter niederösterreichischer Neuheide und Rechtsextremist, bot in seinem Versand und Verlag (Ardagger) zahlreiche ufologische Werke an, die die Wiedergeburt des Eso-Hitlers beschwören. Dazu kommen viele rechtsextreme weltverschwörungstheoretische Schriften und solche über die "freien Energien" (Tesla, Schauberger, Tachyonenenergie). Laut Information des Verlags Michael Damböck hat Herder die Österreichauslieferung übernommen. Eine enge Zusammenarbeit Damböcks besteht offensichtlich mit dem Nazi-UFO-Gläubigen Norbert Jürgen Ratthofer (Sierndorf), der nicht nur die These einer menschlichen Zivilisation auf dem Mars vertritt, sondern wie bereits erwähnt auch rechtsextreme esoterisch-ufologische Thesen in die Welt setzt. Kleinere Schriften von ihm außerhalb des üblichen Buchhandels können in einigen Wiener Buchhandlungen aufgestöbert werden. Damböck und Ratthofer haben offensichtlich auch einen guten Draht zum ANDROMEDA VERSAND in Nürnberg, der einen persönlichen Werbebrief von Ratthofer vervielfältigte. (Materialien zu Damböck, o.A., Andromeda Versandliste 7.7.97)

Auch die esoterisch-rechtsextreme ZEITENSCHRIFT ist von der Existenz der Nazi-UFOs überzeugt. Ihr Kronzeuge ist Virgil Armstrong, laut Selbstdarstellung ein ehemaliger CIA-Agent, der seit den achtziger Jahren als UFO-Prophet durch die Welt zieht und sich seit 1994 im esoterisch-rechtsextremen Lager offensichtlich etabliert hat. Sein esoterischer Name ist "Posty". Das "Sprachrohr Gottes", wie er sich selbst nannte, beschuldigte in der ZeitenSchrift (4/94) in Einklang mit der rechtsextremen Weltverschwörungstheorie die USA und die Illuminaten, daß sie mit bösen ALIENS einen Bund eingegangen seien. Die "Kriminellen von den Sternen" werden "Greys" genannt. Diese UFOs hatten das Logo der Trilateralen Kommission. Diese Greys würden nun unmoralische Experimente mit Menschen durchführen.

Von Hitler und der SS weiß er aber Positives zu berichten: Die würden mit guten Außerirdischen in der Antarktis zusammenarbeiten und seien nun gereinigt, "gewandelt", also durchaus respektable spirituelle Herren. Posty, den uns die ZeitenSchrift als "Botschafter der Menschlichkeit und für Gott" vorstellt, und der mit guten Aliens unter einer Decke steckt und angeblich immer noch Mitglied der CIA sei, weiß: Es gibt heute 80(!) außerirdische Zivilisationen auf der Erde! "Jeder, der heute noch verneint, daß es sie gibt, ist ein Idiot." (Zeitenschrift 4/94, S.52-62)

Wer nicht zu diesen "Idioten" zählen möchte, muß auch folgende Äußerung Postys über die guten Aliens schlucken: "Sie reparieren beispielsweise die Ozonschicht und einige weitere atmosphärische Bedingungen. Sie beseitigen eine Menge der Verschmutzung, die wir ständig produzieren. Es gibt ein Phänomen, das einmal im Jahr stattfindet: Um Weihnachten herum wird all die Negativität aufgelöst, die wir durchs Jahr produziert haben. Deshalb fühlen sich die Menschen zur Weihnachtszeit viel liebender, gebender, verständnisvoller ... Das Dumme ist nur, daß es nicht lange andauert." (Ebd. S. 62) Tatsache ist, daß viele Menschen heute derartige Ergüsse glauben.

Doch damit nicht genug der rechtsextremen Ausleger esoterischer Ufologie. Die bedeutendste esoterische UFO-Vereinigung des deutschen Sprachraums war für lange Zeit die 1956 gegründete DUIST, die "Deutsche UFO- Studiengesellschaft". Ihre Zentrale war in Wiesbaden, Zentren gab es in 10 weiteren deutschen Städten. In Österreich konnten drei Kontaktstellen angesprochen werden, eine in der Schweiz. Der Öffenlichkeit wurde die DUIST vor allem durch groß angelegte Kongresse bekannt. Enge ideologische Bande empfand das die DUIST leitende Ehepaar Veit nicht nur zum steirischen Propheten Jakob Lorbeer, sondern auch zum CSU Rechtsaußenpolitiker Otto Habsburg und zu Werner von Braun, dem bedeutenden Raketentechniker des Hitlerstaates. Da verwundert es wenig, daß die Veits immer wieder eine deutschnationale Gesinnung erkennen ließen. Das Netzwerk ging weiter: DUIST unterhielt zahlreiche Verbindungen zu ähnlichen Organisationen in den USA und war darüber hinaus auch Mitglied der H.Oberth-Gesellschaft in Hannover, die vom deutschen Bundesforschungsministerium und der Luft- und Raumfahrtindustrie unterstützt wurde. Die Oberth-Gesellschaft wiederum unterhielt freundschaftliche Kontakte zur Raketenfirma OTRAG, die ein Tarnunternehmen deutscher Rüstungsfirmen war und atomare Mittelstreckenraketen und Marschflugkörper im afrikanischen Zaire entwickelte und testete.

Der Raketenpionier Hermann Oberth war sogar Ehrenvorsitzender der DUIST. Er hatte entscheidenden Anteil für die Entwicklung der deutschen V-2-Rakete und arbeitete nach dem Krieg für die US-Armee und die NASA. Wieder nach Westdeutschland zurückgekehrt, trat er der NDP bei. Nur wegen deutlicher beruflicher Nachteile verließ er diese wieder. Seine Solidarität mit dieser rechtsextremen Gruppierung widerrief er aber nie. Lange Zeit galt er als guter Freund des rechtsextremen "Hilfskomitee Südliches Afrika". ( UFO-Nachrichten, Jahrgänge 1986-87 / Lorscheid/Müller 1986, S.145-148) In den letzten Jahren ist es um die DUIST ruhig geworden, das alt gewordene Ehepaar Veit beendete sein Engagement für die ALIENS und den Ruhm Deutschlands.

Dafür sorgte ein neuer Fall für einiges Aufsehen in der esoterisch-ufologischen Szene. Aufdecker war diesmal der bereits erwähnte Esoteriker und bekannte ufologische Journalist Michael Hesemann. Er berichtete: "Ebenso gefährlich sind rechtsextreme Tendenzen in der "Ancient Astronaut Society" Erich von Dänikens, dessen Vereinsblatt-Chefredakteuer Johannes Fiebag eine erschreckende Nähe zu rechtsextremen Verlagen und Denkweisen aufweist." (Brief Michael Hesemann an RS, 17.6.97) So erschienen Bücher Fiebags im rechtsextremen deutschen Verlag Grabert/Hohenrain, der wegen seines faschistischen Buchprogramms nicht mehr auf der Frankfurter Buchmesse ausstellen darf. (Michael Hesemann, Artikel 1997)

International von größter Bedeutung für die rechtsextreme esoterisch-ufologische Szene sind die "Inner Light Publications & Global Communications" in New Brunswich, New Jersey/USA. Der Europavertrieb der Inner Light Publications wird vom Gazelle Book Service in Lanvaster/England betrieben, das u.a. die weltverschwörungstheoretischen Ergüsse der wichtigsten Ashtar Sheran-Prophetin Tuella ("New World Order-Prophecies") vertreibt. Gazelle Books Limited ist auch der englische Partner des österreichsichen Ennsthaler Verlags bzw. der Ennsthaler Ges.m.b.H. & Co KG (Steyer), die dort englische Ausgaben österreichischer Gesundheitsbücher, u.a. von Maria Treben ("Die Apotheke Gottes"), umsetzt. Ennsthaler hat auch die Österreichauslieferung für den esoterisch-ufologischen, weltverschwörungstheoretischen rechtsextremen Michaels Verlag/Vertrieb (Infomaterial von Gazelle Books Services und Ennsthaler Publishing House, 1997, Verkaufsliste des Michaels Vertriebs 1997). In Australien sind Gemcraft Books in Victoria für "Inner Light Publications" zuständig.

Geworben wird bei "Inner Light Publications" mit "Produkten, die Ihre Seele erheben". Was unsere Seelen erheben soll, ist - neben dem Wissen, wie man sich vor schwarzmagischen Angriffen schützt, wie man durch brennende Kerzen mit seinem Schutzgeist plaudern und wie man die Kulturen der Indianer spirituell ausbeuten kann- eine hochbrisante Mischung von alternativen ESO-Energieformen, Weltverschwörungstheorien, Nachrichten aus der Hohlen Erde und ihren Innerirdischen und unverwüstlichen Nazi-UFOs.

Starautoren dieses weltweit aktiven Versands sind Brad Steiger, der 1997 auf weltweit 17 Millionen verkaufter esoterisch-ufologischer Bücher verweisen konnte. Diese enthalten auch Elemente der gängigen rechtsextremen Weltverschwörungstheorien. Steiger war es auch, der dem antisemitischen Schweizer Hetzautor Billy den amerikanischen Markt eröffnete. Dessen Bücher laufen im englischen Sprachraum nun über Inner Light Publications. Neben T. Lobsang Rampa zählt auch die bereits erwähnte Tuella zu den Starautorinnen. Sie ist weltweit das bekannteste Medium für das intergalaktische "Ashtar-Kommando".

Am bedeutendsten für die Verbreitung antisemtischer UFO-Werke sind aber die unter "Commander X" laufenden Bücher, die sich um Aliens, Illuminaten und die böse Weltregierung drehen. Sie sind die rechtsextreme Quelle für Jan van Helsing, der diese abstrusen Geschichten als nackte Realität im deutschen Sprachraum verkaufte. Für den Commander X sind unsere einzige Hoffnung auf das Überleben die guten E.T.s, die er als die "Nordischen" bezeichnet; blond und blauäugig, also echte "Arier-Aliens".

Als deren Botschafter wird allerdings u.a. der ganz und gar nicht arischen Schönheitsvorstellungen entsprechende, verstorbene dunkelhäutige und dem LSD zugeneigte Musiker Jimi Hendrix angegeben ("New Releases and Current Best Sellers". Katalog Inner Light Publications & Global Communications 1997); Tatsache ist, daß Hendrix in den Zeiten der Flower Power ebenso wie die Hippiekultband Jefferson Airplane lautstark die Ankunft von UFOs begrüßte. Mit Rechtsextremismus und Antisemitismus hatten sie allerdings nichts zu tun.

Die esoterisch-ufologische Szene in den USA und in Europa spaltet sich in einen Flügel, der an die spirituellen Botschaften von Außerirdischen glaubt und in eine oft sehr sensationslüsterne Szene, die mit glitzernden Flugscheiben ewiggestrigen Schlamm aufwirbelt. Auch in Frankreich schlugen die UFOs publizistische Wellen. Dort förderte 1995 der Journalist Jacques Pradel die Geschichte der "Aliens von Roswell", die besagt, daß 1947 US-Militärs und die CIA (tote) Außerirdische und ein UFO im Westen der USA geborgen hätten. Fernsehserien wie die "Akte X" förderten diesen Mythos massenwirksam. Heute glaubt bereits die Mehrheit der Amerikaner daran. Im Juli 1997 versammelten sich 100.000 Amerikaner zu einem Gedenkfest zum 50. Jahrestages des Absturzes des "Roswell-UFOs". Durch den Beitrag im französischen Fernsehen wurden 25.000 Videokassetten verkauft, die angeblich die geheime Obduktion eines ALIEN zeigen. Eine danach eingeleitete wissenschaftliche Untersuchung ergab, daß es sich dabei um einen Schwindel handelt. Die "Roswell-Affäre" spielt heute eine herausragende Rolle in den rechtsextremen Weltverschwörungstheorien. Viele Anhänger der französischen Front National glauben daran. Vermutungen, daß Rechtsextremsiten diese Geschichte gezielt und gekonnt in die Welt gesetzt hätten., blieben bis heute aber unbestätigt. (Piras 1997)